Das Kirchengebäude

 

Bildrechte beim Autor

Die Christuskirche gehört zu den prägenden Bauten des Münchner Stadtteils Neuhausen. Sie wurde in den Jahren 1899/1900 nach Plänen des Architekten Erich Göbel in neugotischem Stil errichtet. Im II. Weltkrieg wurde der Bau schwer zerstört und erst in den 50er Jahren in einfacherer Form wiederhergestellt. Der Innenraum der Kirche wurde 1975 neu konzipiert.

Wir laden Sie herzlich ein zu einem Spaziergang durch unsere Kirche, ihre Baugeschichte und die Ausstattung des Kirchenraumes. Über 100 Jahre Christuskirche – ein lebendiges Gotteshaus im Wandel.

Die Christuskirche ist offen:

-Montag bis Freitag von 8.00 - 17.30 Uhr 
-Samstag und Sonntag von 10.00 - 17.30 Uhr 

 

 

 

 

 

Überblick

  • Neugotischer Kirchenbau
  • Christuskirche – ein Raumkonzept
  • Wiederaufbau und Neugestaltung
  • Der Turmengel
  • Die Glocken
  • Das Altarkreuz
  • Die Chorfenster
  • Der Ambo
  • Die Orgel
  • Das liturgische Gerät
  • Gottesdienst – Musik – Bildende Kunst


Neugotischer Kirchenbau

 

Auf Grund der knappen finanziellen Mittel erklärt sich die verhältnismäßig einfache Form und Dimensionen, in der die Christuskirche 1900 errichtet wurde. Die im neugotischen Stil gehaltene Kirche bot Raum für 1.000 Sitzplätze. Der Turm war 46m hoch.

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„Christuskirche“ – ein Raumkonzept

Der Name „Christuskirche“ war für die künstlerischen Ausgestaltung des Gotteshauses bestimmend.

 

Das Tympanon über dem Westportal (Bildhauer war Ernst Pfeifer, 1908) zeigt den auferstandenen Heiland. Darüber steht das Christuswort: „Ich bin die Auferstehung und das Leben“ (Joh. 11,25).
Das von Frank Kirchbach gemalte ursprüngliche Altarbild stellte die Kreuzigung Jesu dar. Über den bunten Fenstern des Chorraums, deren Motive im Einzelnen nicht mehr bekannt sind, waren die Symbole der vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes zu sehen.

Das große Fenster an der Westfassade, das Prinzregent Luitpold gestiftet hatte, wurde 1908 nach einem Karton von Frank Kirchbach von der Hofglasmalerei F.X. Zettler montiert.
Es zeigte die Wiederkunft Christi am Endgericht (Matth.25,31-46). Darüber, in der Rose des Fensterbogens, waren wiederum die Symbole der vier Evangelisten abgebildet. In deren Mitte standen die hebräischen Buchstaben JHWH, Gottes unaussprechlicher Name, der durch Christus, von welchem die Evangelien erzählen, sich uns bekannt gemacht hat. Das Fenster ging in den Bombenangriffen des II. Weltkrieges unwiederbringlich verloren.
In oben genannten ursprünglichen Anordnung verbarg sich ein theologisches Konzept: Erst in der Begegnung mit dem Auferstandenen (Tympanon über dem Portal) wird Christenmenschen die Bedeutung des Todes Jesu erschlossen (Kreuzigungsaltarbild); beim Verlassen der Kirche sollte der Blick in die Höhe gelenkt werden zu dem, der als Vollender wiederkommen wird (Fenster über der Orgel).Von diesen Kunstwerken blieb nur das Relief über dem Westportal erhalten.

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Wiederaufbau und Neugestaltung

 

Beim Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Christuskirche setzte sich die Meinung durch, auf die Rekonstruktion des Westgiebelfensters zu verzichten, da die flache Kassettendecke eine Verbesserung der Raumproportion zur Folge hatte.
Doch die Neugestaltung des Kircheninneren war im Jahre 1953 noch nicht endgültig abgeschlossen. 1962 wurden ein neuer Altar und eine neue Kanzel aufgestellt. Die Symbolik eines Altarbildes wurde durch das von Anne von Miller-Schütz gefertigte Kreuz ersetzt, die Kanzel war weniger hoch. Im selben Jahr erhielt die Kirche wieder bunte Chorfenster. Helmut Ammann gestaltete sie zu einem theologisch sehr dichten und tiefsinnigen Kunstwerk.

1975 kam es zum kühnsten gestalterischen Eingriff im Kircheninneren. Bereits 1962 war überlegt worden, wie eine „Kapelle“ für Taufen und kleinere Gottesdienste vom restlichen Kirchenraum zu trennen wäre. Nun entschied man sich, auf den herkömmlichen Platz für den Altar und auf die Kanzel zu verzichten und stattdessen die Chorapsis ins Hauptschiff hinein zu verlängern. So entstand ein Raum in einer Form eines gestreckten Achtecks, der vom Hauptschiff von einer etwa 1,5m hohen Mauer getrennt ist und zwei seitliche Zugänge hat. Damals wurden auch die 1953 zwischen Altarraum und Hauptschiff hoch oben aufgestellten Orgelattrappen entfernt.
Der Altar wurde in der Mitte der Kirche vor der Trennmauer auf einer runden Plattform aufgestellt. Auf der einen Seite des Altars haben das Taufbecken und das Stehkreuz, auf der anderen Seite hat das die fehlende Kanzel ersetzende Ambo ihren Platz. Durch auch seitlich aufgestellte Bankreihen wird der zentrale Ort des Altars deutlich unterstrichen.
In der jetzigen Chorapsis fehlen Bankreihen. Somit kann der Raum flexibel genutzt und je nach Bedarf eingerichtet werden: Für einen „Minigottesdienst“ anders als für Tauffeiern und für die Aufführung eines Oratoriums wiederum anders als für einen „normalen“ Gottesdienst. 1999 wurde der Innenraum neu gestrichen und die Apsis mit einer Fußbodenheizung versehen.

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Der Turmengel

 

Bei der Aufrichtung des zerstörten Turmes – niedriger und schlichter als in seiner ursprünglichen Fassung – erhielt die Christuskirche ein besonderes Wahrzeichen. Der Turm wird gekrönt von einem wunderbar schwungvoll gefassten, goldglänzenden Engel. Er bläst in die Posaune. Ein schönes Zeichen für eine kirchenmusikalisch so lebendige Gemeinde.

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Die Glocken

 

Die ursprünglichen Glocken wurden teilweise schon während des ersten Weltkrieges eingeschmolzen. Nach Kriegsende konnte das Geläut wieder vervollständigt werden. Am 23. Februar 1942 wurden die Glocken erneut entfernt. Das neue Geläut war im Dezember 1955 zum ersten Mal zu hören. Die einzelnen Töne der Glocken sind cis-e-fis-a. Die ersten drei Töne bilden den Beginn des gregorianischen „Te Deum laudamus“ (Herr Gott, dich loben wir), die letzten drei den Beginn von „Gloria in excelsis Deo“ (Ehre sei Gott in der Höhe). Außerdem bilden die Glocken 1-2-3 einen Dur-, die Glocken 1-3-4 einen Moll-Akkord.

Eine Läuteordnung bildet den Ablauf des Kirchenjahres nach und macht die einzelnen Gottesdienste unterscheidbar. Die Glocken als ein nach außen wirkendes Klangsymbol werden so zu einem Mittel, das einer vertieften Spiritualität Raum gibt.

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Das Altarkreuz

Das 1962 von Anne von Miller-Schütz geschaffene Altarkreuz ist seit 1975 als Stehkreuz gestaltet. Es hat seinen Platz neben dem Altar. Die in München-Pasing lebende Künstlerin schreibt dazu. „Wenn man mit der Gestaltung eines Altarkreuzes beauftragt wird, so ist das eine besondere Aufgabe. Das Kreuz ist Zeichen der Christenheit. Mir war hier das Zeichenhafte wichtig, nicht das Illustrative. Die mittelalterlichen Kreuze sind oft mit edlen Steinen und Email geschmückt. Im Zentrum des Kreuzes steht oder hängt Christus. Dieses Zentrum versuche ich auf abstrakte und symbolische Weise zu gestalten. Ein gewachsener ungeschliffener Bergkristall steht im Kreuzungspunkt und lässt das Licht und auch zuweilen die Sonne sich darin brechen. Eine handbehauende Silberscheibe (am Holzschaft angebracht) hebt diesen Kristall vom Kreuz ab. Die Kreuzesarme werden von kleinen unregelmäßigen und farbigen Emailfeldern unterbrochen: den Farben des Wassers und des Himmels. Sie unterstreichen die Kostbarkeit der zentralen Bedeutung des Kreuzes für den Altarbereich. Die circa 7cm große Bergkristallkugel am Schaft, zwischen Kreuz und Silberblech, gibt dem Kreuz etwas Schwebendes und Leichtes.“

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Die Chorfenster

Der Name der Christuskirche blieb auch nach deren Wiederaufbau in der Nachkriegszeit eine theologische Verpflichtung. Dies war eine um so größere Herausforderung, da das Fenster an der Westfassade ebenso wie der Altar – beides Kunstwerke mit einer sehr ausgeprägten Christussymbolik – zerstört worden waren.

Mit Helmut Ammann wurde ein Künstler gewonnen, der mit der Vollendung der Chorfenster künstlerisch einen hohen Maßstab setzte und in theologischer Hinsicht der Christuskirche die Christussymbolik in gewandelter Form zurückgab. Seit 1962 grüßen den Besucher der hellen Christuskirche die drei Chorfenster in besonderer Weise. Die Kirche ist durch die neuen Fenster besonders hell und einladend, offen und freundlich. Eine Fülle biblischer Motive lädt mit den Mitteln der Kunst zur Christusmeditation ein.

Das mittlere Fenster stellt Jesus Christus, den Gott von den Toten auferweckte, als Herrn der Welt dar. Das Bekennen der Christenmenschen steht in der Kraft Gottes, der im heiligen Geist (die sieben Flammen im oberen Teil des Fensters) gegenwärtig ist. Als Gemeinde beten sie zusammen mit den Engeln den Heiland an, der die Macht des Bösen überwunden hat. So ist der Kampf des Erzengels Michael mit dem Drachen nicht vergeblich.

Das linke Fenster stellt von oben nach unten die Schöpfung, die Vertreibung aus dem Paradies, die Versuchung Jesu, verschiedene Heilungen und die Stillungen des Sturmes, dar. Nach dem Johannesevangelium ist Christus das Wort, durch welches Gott alle Kreatur ins Leben rief. Durch ihn ist der Verlust des Paradieses, hervorgerufen durch menschliche Schuld, nichts Endgültiges: Es widersteht der Versuchung, die Adam und Eva dem Nichtigen auslieferte, durch seine Gegenwart erreicht uns die Kunde von Gott neu.

Das rechte Fenster stellt die Verklärung Jesu, die Speisung der Fünftausend und die Kreuzabnahme dar. Die Sättigung mit dem Brot des Lebens geschieht durch den, der ans Kreuz und in den Tod ging, damit wir über den Tod hinaus teilhaben an Gottes Herrlichkeit. Sie ragt in unsere Zeit, um in Ihr die Spuren der Ewigkeit aufleuchten zu lassen.

Weitere Informationen zu den Glasfenstern der Christuskirche

Das jüngste Element in der Ausstattung der Christuskirche bildet der Ambo. Bei der Umgestaltung des Kirchenraumes 1975 wurde die erhöhte Kanzel entfernt. Wenig Gedanken machte man sich seinerzeit – für eine Evangelische Kirche erstaunlich – darüber, wie der Ort der biblischen Lesung und der Predigt besonders markiert werden kann. So wurde seitdem ein wenig ansprechend gestaltetes Lesepult nur zum Gottesdienst auf die Altarinsel gestellt. Eine Lösung, die der gottesdienstlichen Bedeutung von Bibel und Predigt nur schlecht gerecht wurde.
2006 beschloss der Kirchenvorstand, die Möblierung der Altarinsel mit einem Ambo zu vervollständigen. Der Objektgestalter Klaus Mildenberger schuf ein Lesepult, welches Elemente des Standkreuzes aufnimmt, mit seiner formal ganz eigenständigen Fassung in stark gemaserten, gebogenem Birnenholz aber auch einen eigenen Akzent setzt.
Durch Edelstahlelemente wird der Ambo gehalten. Das Zusammenspiel des weichen Materials des Birnenholzes und der Stärke des Metalls wirken auffallend dynamisch und bildet doch einen Einklang. Die geschwungene Form des Ambo lässt die Erinnerung an eine Skulptur in der Bewegung aufkommen. Dies beeinflusst die Wirkung der gesamten Altarinsel, die dadurch leichter und filigraner erscheint.

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Die Orgel

Die ursprüngliche Orgel der Christuskirche stammte aus dem Jahre 1900 und wurde von der Firma G.F. Steinmeyer hergestellt. Sie hatte 24 Register verteilt auf zwei Manuale und Pedal. 1940 wurde das Werk von derselben Orgelbauwerkstatt um ein drittes Manual auf 56 Register vergrößert. Die ursprüngliche Orgel wurde durch einen Bombenangriff am 11. Juli 1944 zerstört. 1949 wurde eine kleine Steinmeyer-Orgel im Gemeindesaal aufgestellt, der bis zur Neueinweihung des Gotteshauses als Notkirche diente. 1953 kam die Orgel auf die Empore der Christuskirche.

Die jetzige Orgel wurde am 10. Juli 1966 eingeweiht. Ihr gewaltiger Prospekt prägt die Westseite des Kirchenraumes. Sie ist ein Werk der Firma Rieger in Schwarzach/Vorarlberg und hat rund 4.000 Pfeifen, die bei 46 Registern auf drei Manuale und Pedal verteilt sind. 2001 wurde die Orgel gründlich renoviert und erklingt seitdem wieder in voller Differenziertheit und Pracht in festlichen Gottesdiensten und in stimmungsvollen Orgelkonzerten. Sie ist aus dem gottesdienstlichen und kirchenmusikalischen Leben der Christuskirche nicht wegzudenken.

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Das liturgische Gerät

Die besonders hochwertig gearbeiteten Kelche und Kannen für die Feier des Heiligen Abendmahls wurden zwischen 1906 und 1908 von dem Goldschmied Theodor Heiden hergestellt. Sie sind aus Silber mit einer goldenen Legierung gearbeitet. Durch ihren liturgischen Gebrauch weisen sie auf die Christusgegenwart im Gottesdienst hin. Die Feier des Abendmahls in beiderlei Gestalt, also mit Brot und Wein, ist seit der Reformation ein wichtiges Merkmal protestantischer Identität.

Im Jahr 2009/2010 konnten die vier Abendmahlskelche Dank einiger großzügiger Spenden aus der Gemeinde neu vergoldet werden. In den nächsten Jahren sollen auch Patenen und Hostienbüchsen restauriert werden. Spenden hierzu sind sehr erbeten.

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Gottesdienst – Musik – Bildende Kunst

Dass der Raum der Christuskirche auch andere Menschen erfasst als diejenige, die sich darin als Gottesdienstgemeinde versammelt, ist maßgeblich von der hervorragenden kirchenmusikalischen Arbeit bestimmt, die auch von einem Förderverein begleitet wird. Zusätzlich konfrontieren Ausstellungen den Besucher der Christuskirche mit der Frage, wie die Welt in ihrer Vielschichtigkeit vom christlichen Glauben her gedeutet werden kann.

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Die Texte wurden erarbeitet von Pfarrer Michael Gross und Elke Dreesmann.
Ein im Jahre 2000 zum 100jährigen Jubiläum der Christuskirche erstellter Kirchenführer kann im Pfarramt käuflich erworben werden.